Gute Liebhabersorte. Wegen des hohen Platzbedarfs und der Krankheitsanfälligkeit ist der Anbau stark rückläufig. Gegendweise noch im Streuobstanbau wegen des guten Mostes.
Reifegruppe
SpätsorteDoppelname/Synonym
‘Kemster‘s Pippin‘ (erster Name), ‘Blenheim Orange‘, ‘Blenheim Pippin‘, ‘Woodstock Pippin‘, ‘Blenheimské reneta‘ (Tschechien), ‘Northwick Pippin‘Entstehung
Um 1740 im Garten von Mr. Kempster in Old Woodstock/Oxfordshire (England). Als ‘Kempster‘s Pippin‘ stand der Originalbaum etwa 100 Jahre an der Grenzmauer zum Park von Blenheim Castle, dem Sitz des Herzogs von Marlborough. 1804 wurde die Sorte als ‘Blenheim Orange‘ vom Baumschüler Biggs in Worcestershire in den Handel gebracht. Unter diesem Namen verbreitete sie sich sehr schnell.
Blüte
Mittelfrüh, nur in freier Lage frostempfindlich. Schlechter Pollenspender (triploid).Frucht
Groß, mitunter auch sehr groß, um 200 g schwer. Gleichmäßig flachkugelig, je nach Standort unterschiedlich in Form und Farbe. Typisch großer, offener Kelch in leicht faltiger Kelcheinsenkung. Stiel kurz. Schale glatt, trocken mit lederiger Berostung. Grundfarbe grünlichgelb, vollreif orangegelb, sonnenseits rötlich marmoriert mit hellen Schalenpunkten. Druckfest. Fruchtfleisch gelblichweiß, saftig, feinzellig, am Lager mürbe. Mildsäuerlicher Geschmack mit edlem, etwas nussartigem Aroma.
Reife
Anfang bis Mitte September. Wegen des kurzen Stieles drücken sich die Früchte bei dichtem Behang häufig vorzeitig ab. Fruchtfall schon vor der Reife, besonders in trockenen Jahren, deshalb ist mehrmaliges Durchpflücken erforderlich. Bis zu fünf Monate im kühlen Naturlager haltbar, danach werden die Früchte welk und mehlig.
Verwertung
Tafel- und Wirtschaftsapfel, auch für guten Most.
Ertrag
Sehr später Ertragsbeginn, auf Hochstamm erst nach etwa 15 Jahren. Nur in besten Lagen ist mit hohen Erträgen und Qualitätsfrüchten zu rechnen, sonst höchstens mittelmäßig.
Baum
Von Jugend an sehr große, hochgewölbte Krone mit anfangs aufrechten, später abstehenden, gut verzweigten Ästen. Auffällig die fast schwarze Borke. Wuchs von Jugend an sehr stark, auch bei Vollertrag. Nicht vollkommen frosthart im Holz.
Standort
Bevorzugt sind milde, windgeschützte Lagen und nährstoffreiche Böden. Wegen Stippegefahr nicht überdüngen!Anfälligkeit
Stark Feuerbrand. Kaum für Schorf, stärker für Krebs, Mehltau, Blutlaus und Stippe.
Anbauwert
Gute Liebhabersorte. Wegen des hohen Platzbedarfs und der Krankheitsanfälligkeit ist der Anbau stark rückläufig. Gegendweise noch im Streuobstanbau wegen des guten Mostes.
Empfindlich gegen Feuerbrand: mittel
Empfindlich gegen Schorf: gering
Empfindlichkeit gegen Mehltau: stark
Empfindlich gegen weitere Schädlinge und Krankheiten: stark Krebs
Eignung für Tafel: geeignet
Eignung zum Backen: gut geeignet
Eignung für Most: geeignet
Brauchbar als Wirtschafts- und Mostapfel. Die enormen Früchte erregen bei Obstausstellungen großes Aufsehen.
Eine nur mittelgroße, aber hervorragende Tafel- und Wirtschaftssorte für einen (fast) problemlosen Anbau im Garten und in der Landschaft.
Sehr gute Liebhabersorte, auch für den Streuobstanbau. Beste Erträge auf Typ 9 (oder vergleichbare) in günstiger Lage. Gleichzeitig ist dort aber die Gefahr für Feuerbrand besonders hoch. Für Formobstbäume gut geeignet.
Robuste, schorfresistente Sorte mit sehr gutem Geschmack und regelmäßigem Ertrag. Geeignet für den Anbau im Hausgarten, als Streuobst und im ökologischen Anbau.
Diese vorzügliche Sorte ist wohl nur wegen ihrer Fruchtgröße nicht mehr im Anbau. Im Garten wäre sie durchaus eine Bereicherung des Sortiments.
Typische Regionalsorte des Alten Landes, mit teilweise großer Bedeutung für die industrielle Verwertung und im Streuobstanbau. In Gärten eher eine Liebhabersorte.
Einst Spitzensorte, aber auch heute noch sehr beliebt. Nicht für schwachwachsende Unterlagen geeignet, sonst erschöpft sich der Baum zu früh. Als Spalier und Topfbäume schon immer gerne angepflanzt. Eingeschränkte Empfehlung in Feuerbrandlagen (warm, feucht).
Wegen der gebietsweise aufgetretenen Schorfanfälligkeit und dem starken Mehltaubefall nur eingeschränkte Empfehlung für den Garten.
Für Liebhaber süßweiniger Äpfel vorzugsweise als Spalierform. Wegen der oft als langweilig empfundenen Fruchtfarbe ist die Sorte weniger im Anbau zu finden.
Außer in den Sortenerhaltungen von Wisley Gardens und East Malling ist die Sorte in England nicht mehr im Anbau. Auch bei uns sind warme Klimagebiete wegen der hohen Schorfgefahr zu meiden. In mittleren und hohen Lagen kann aber eine Anpflanzung durchaus lohnen.
Empfehlenswerte Sorte auf schwachwachsenden Unterlagen. Geeignet auch für Spalier und Topfbäume. Etwas störend die fettigen Früchte vom Lager. Gut gefärbt finden sie im Erwerbsanbau guten Absatz.
Ursprünglich zwar eine Regionalsorte, die aber auch in anderen Extremlagen gut anbaufähig ist. In der Rhön ist die Mostsorte so beliebt, dass eine Kelterei nach ihr benannt wurde.
Früher sehr beliebt und wahrscheinlich widerstandsfähiger als heute, doch sehr pflegeaufwendig. Für höhere Lagen und im Streuobstanbau für die Mostbereitung noch anzutreffen.
Ausgesprochene Liebhabersorte, heute nur noch selten anzutreffen. In Höhenlagen geschmacklich besser.
Aufgrund seiner Inhaltsstoffe eine der besten Mostsorten, auch für den erwerbsmäßigen Anbau.
Aufgrund des starken Wuchses und der ausgeprägten Alternanz weniger für Hausgärten, dafür aber in Obstwiesen zu empfehlen.